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Beitrag vom 18.07.2008
BRAVO GIRL verharmlost sexualisierte Gewalt
AVIVA-Redaktion
Die Frauenberatungsstelle Düsseldorf beschwerte sich über gewaltverherrlichende sexistische Witze in der Mädchenzeitschrift, doch weder der Presserat noch die BRAVO Girl erkennen das Problem.
Keine Frage des Geschmacks
Der Deutsche Presserat hält die Beschwerde der Frauenberatungsstelle Düsseldorf gegen die ´Witzseite´ "Darüber lachen Jungs" der BRAVO GIRL für unbegründet. Die Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V. u.a. Organisationen beobachten mit Sorge, dass die guten Nachrichten über das wachsende Selbstbewusstsein von Mädchen und die juristischen Erfolge der Gleichstellung missbraucht werden, um Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu ignorieren oder zu verharmlosen.
In der BRAVO GIRL vom 28.11.2007 erschienen Witze, wie z.B. dieser: Ein Mann setzt einer Frau beim Sex eine Gasmaske auf, weil sie damit besser aussieht und "so schön zappelt", wenn ihr die Luft ausgeht. Auf die zahlreichen Proteste gegen diese Veröffentlichung antwortete die BRAVO GIRL Redaktion: "Die heutige Generation von Mädchen und jungen Frauen ist emanzipiert und lebensfroh genug, auch über Witze mit erotischem Inhalt zu lachen."
Der Deutsche Presserat hat die Beschwerde der Frauenberatungsstelle Düsseldorf abgelehnt. In seiner Begründung schließt sich der Presserat der Argumentationslogik der BRAVO GIRL an: "Gerade die jüngere Generation von Frauen und Mädchen ist (...) in ihrer Haltung den Geschlechterrollen gegenüber sehr viel emanzipierter und souveräner als noch die Geschlechter davor."
Unter dem Deckmantel der Emanzipation werden Mädchen in das Bild des "Alpha-Mädchens" gedrängt: immer gut drauf, stark und selbstbewusst. In diesem Bild kommen reale Erfahrungen von Mädchen in ihrer Vielfalt nicht vor. Dazu zählt auch die Erfahrung von Gewalt. Nicht selten ziehen Mädchen daraus den fatalen Schluss, "selbst schuld" zu sein. Die juristische Gleichstellung von Mädchen mag erreicht sein. Sie hilft aber nicht, solange Gewalt gegen Mädchen nicht als das erkannt wird, was sie ist: ein breites gesellschaftliches Phänomen, welches seine strukturelle Ursache unter anderem darin hat, dass Redaktionen ungestraft sexistische "Witze" veröffentlichen dürfen und dass der Deutscher Presserat solche Witze als "Geschmacksfrage" durchgehen lässt. Um dem entgegen zu wirken braucht es Zivilcourage und einen breiten gesellschaftlichen Diskurs über die Frage, wie Mädchen, Jungen, Frauen und Männer respektvoll miteinander umgehen können.
Weitere Infos unter:
Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V.: www.maedchenarbeit-nrw.de
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